Drittortbegegnung in Niederbronn-les-Bains

Ein besonderer Dank gilt dem Lions Club Stuttgart-Fernsehturm, die die Fahrt mit einer erheblichen Summe subventioniert haben! 

10. Juni, 9:10 Uhr.
Die F1-Gruppe der 8b sitzt – teilweise müde, teilweise aufgeregt – im TGV in Richtung Straßburg. Uns stehen drei Tage mit unserer französischen Partnerklasse bevor, in denen wir viel sehen, lernen und tun werden. Ohne die kleinste Pause, laufen wir in die Innenstadt, wo wir eine Bootstour machen. Wir sehen das wunderschöne Altstadtviertel aus einer Perspektive, die die wenigsten von uns kannten. Über die Fahrt sprechend und viele von uns mit zu vielen Bildern auf dem Handy, machen wir uns auf den Weg. Auf uns kommt eine Rallye von Straßburg in deutsch-französischen Gruppen zu, die in ungefähr zwei Stunden freier Zeit endet, in der wir die Stadt erkunden können.

Nach dieser Zeit treffen wir uns wieder und fahren per Bus in unsere Herberge neben der Kriegsgräberstätte Niederbronn-les-bains. Vielen von uns fallen fast die Augen aus dem Kopf, als wir die Tausenden an Gräbern das erste Mal erblicken. Doch wir haben nach dem anstrengenden Tag zuerst noch ein anderes Ziel: Den Speisesaal. Mit für uns handgekochtem Essen im Bauch stürzen wir uns kopfüber in den von den französischen Schülern organisierten Spieleabend. Gegen 22:00 Uhr fallen alle müde in ihre Betten.

Der Dienstag beginnt für uns mit Frühstück. Frisch gestärkt, hören wir zuerst viel über den Friedhof, warum er für viele Angehörige so wichtig ist sowie einige Einzelschicksale. Nun kommt eine Führung auf uns zu, die wir alle vermutlich nicht mehr so schnell vergessen werden. Mir geht vor allem ein junger Mann nach, welcher mit 15 Jahren an einem Granatensplitter im Rücken verstirbt. Er hätte am nächsten Tag seinen 98 Geburtstag gefeiert.

Auf das Mittagessen folgen Kooperationsspiele. In Zehner- oder Elfergruppen müssen Aufgaben erledigen, mit dem Ziel, zusammenzuarbeiten und vor allem um besser zu sein als die anderen beiden Gruppen. Es wird viel gelacht.

Nach diesem wunderbaren Nachmittag haben wir noch etwas freie Zeit, die wir auf den Fuß- und Volleyballplätzen oder der Wiese um sie herum verbringen. Wir merken, wie wir uns immer mehr mit den Franzosen anfreunden. Abends gehen wir dann wieder rein und genießen noch die von uns Deutschen organisierte kleine Disco, bevor wir ins Bett gehen.

Am nächsten Morgen teilen wir uns wieder auf: Diesmal in Zweierpaare, von denen dann die Hälfte nach unten in einen anderen Raum geht. Die, die im oberen Raum geblieben sind, können die Einträge in Besucherbücher lesen, die Angehörige und Freunde der Gefallenen hinterlassen haben. Die Sprüche gehen von wunderschön bis herzzerbrechend, von tiefgründig bis hin zu simplen Worten wie „Nie wieder Krieg!“. Währenddessen bekommen die anderen die Chance, sich mit Schicksalen von einzelnen auf dem nebenanliegenden Friedhof begrabenen Personen zu befassen. Nach circa einer Stunde tauschen wir. Ich habe an diesem Vormittag sehr viel gelernt und mitnehmen können, und vielen anderen ging es genauso. Beim Mittagessen ist uns allen klar, dass nur noch wenige Stunden an diesem Ort und mit diesen Menschen bleiben. Wir genießen also die verbleibende Zeit und die Busfahrt mit den anderen und trennen uns dann schließlich in Straßburg. Wir können uns nun noch etwas zu Essen kaufen, und fahren dann, nach drei spannenden und tollen Tagen zurück nach Stuttgart.

Ich bin unendlich froh, diese Chance gehabt zu haben und hoffe, dass noch viele Klassen nach uns solche Dinge erleben werden können. Vielen Dank an Frau Schwenck und Frau Wielandt sowie die französischen Lehrerinnen, die dieses Zusammentreffen organisiert und begleitet haben.

Text: Lou Schauwecker
Bilder: M. Schwenck